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Die Geschichte des Raftings in Europa

Die Geschichte der Wildwasser-Schlauchboote reicht in Europa bis in die 60er und 70er Jahre zurück. Mit ausgemusterten Armee-Pontons wurden von Privatleuten anfangs ebenso wagemutige wie aus heutiger Sicht dilettantische und leichtsinnige Wildwassertouren unternommen. Erst etwas später nahmen sich experimetierfreudige und kajakroutinierte Wildwasserfahrer des Themas an und adaptierten Boote wie das Metzeler Maya oder das Semperit 400, die eigentlich für andere Einsatzzwecke konstruiert waren, für den Wildwassersport.
Ungefähr zeitgleich erkannten einige Hersteller das riesige Potential an Möglichkeiten, das im Schlauchboot ruhte: Die Entwicklung der ersten Schlauchkanadier wie Indio und XR-Trekking und des wildwassergeeigneten Mehrzweck-Bootes Metzeler Mammut begannen. Anderswo war man längst mehrere Schritte voraus: in den Staaten war kommerzielles Rafting lange erfunden und Alltag, der "Ducky", das Schlauchkajak, war bereits geboren.

Von den Staaten aus schwappte die Rafting-Idee in die europäischen Alpen und mündete in einer nahezu gleichzeitigen Initialzündung in mehreren, noch heute populären Raftingrevieren wie z.B. an der steirischen Salza oder an der Imster Schlucht in Tirol. Die ersten alpinen Raftingcompanies, von den Einheimischen belächelt und für komplett "g’spinnert" erklärt, etablierten sich Anfang/Mitte der 80er Jahre. Es folgten Pionierjahre, in denen häufig eher Abenteuerlust und Lebensfreude als Professionalität und Sicherheitsbewusstsein die bestimmenden Handlungsmotive der Raftingunternehmer waren.

Die gesellschaftliche Entwicklung in diesen wilden Jahren begünstigte die Entwicklung aller naturnahen Aktivitäten stark - man denke an die gesellschaftliche Hinwendung zu ökologischen Themen oder an die damals beginnende, starke Individualisierung im Urlaubs- und Freizeitverhalten. Natur wurde wieder ein Thema, und es wurde wichtig, Außergewöhnliches zu erleben und sich von der Masse teutonengrill-gebräunter Normalverbraucher abzuheben - die Menschen begannen, sich selbst stärker über Ihr Freizeitverhalten zu definieren.

Während im Materialsektor immer ausgefeiltere Produkte entstanden, intensivierten alle Anbieter naturnaher Aktivitäten ihre Werbeanstrengungen und irgendwann nahmen sich die Medien des Themas mit hoher Intensität an: Der Raftingboom war geboren. In den Jahren 1987 - 1991 explodierten Nachfrage wie Angebot gleichermaßen, professionelle wie dilettantische Raftinganbieter schossen aus dem Boden und auf den Flüssen begann das symetrische, aus England oder USA importierte Boot langsam, die damals üblichen Floßruderrafts zu verdrängen. In der Schweiz, Frankreich und Österreich wurden hunderttausende von Touristen die Flüsse hinuntergeführt.

Durch die Präsentation des damals weit überlegenen Outside-Schlauchkanadiers und die Berichterstattung über abenteuerliche Expeditionsfahrten, durch immer weiter ausgefeiltere Fahrtechniken und die mittlerweile allgemein hohe Akzeptanz des Wildwassersportes erhielt das Thema Schlauchboot weitere Impulse.

Heute, knapp 20 Jahre später, sind die wilden Jahre längst vorbei: Viele Raftinganbieter konnten dem Wettbewerb nicht standhalten und verschwanden, fast alle anderen arbeiten mit hohem Sicherheitsanspruch und einem Maximum professioneller Organisation. Auf den klassischen Raftingflüssen ist es wieder etwas ruhiger geworden.

Ausrüstung und Boote sind, über Jahre immer weiter verbessert, auch extrem hohen Anforderungen gewachsen, die Qualifikation von Raftingunternehmern und Raftguides längst gesetzlich geregelt.

Der Schlauchkanadier wird heute weithin als vielseitiges, wildwassertaugliches und in hohem Maß praktisches Sportgerät anerkannt und erfährt auch in Kajakfahrerkreisen hohe Wertschätzung

Autor: Clemens

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